Donnerstag, 9. Januar 2003

Über Charlotte Buff und den Werther als 'Verrat an ihrer Freundschaft'. "Die Zerstreuung, die Goethe ihr bietet, scheint der jungen Frau behagt zu haben, sonst hätte sie ihn nicht täglich empfangen. Aus dieser Zeit besitzen wir leider keine Selbstzeugnisse Charlotte Buffs. Aber Goethe verliebt sich, gefällt sich in der Pose des Leidenden, und dann kommt es zu jenem einzigen Kuss – einem Kuss, den Charlotte ihrem Verlobten natürlich sofort beichtet. Kestner schwankt sogar kurz, ob sie nicht vielleicht mit Goethe glücklicher werden könne. „Denn was ist Zuneigung, was ist Liebe aus Pflicht?“"

Hahah, giggle, so ein Item kann man natürlich nicht freischalten. Man stelle sich vor, dass das jemand (Klartext: SIE!) liest. Dann ruft sie wieder mit ihrer naiv wirkenden Stimme an und fragt mich, was denn mit mir los sei und ob wir Freunde sein könnten ("Nein, ich will mit Dir ins Bett, Du Dummerchen!"). Und dann soll ich ihr wieder alles erklären. Selbst das, was man nicht erklären kann, also auch meine Gefühle. Und dann verplappere ich mich wieder oder verspreche mich im Eifer des Wortgefechts und dann hat sie meine Eier wieder in einem Schraubstock und muss nur noch ein wenig zudrücken bis ich einen weiteren markerschütternden Schrei von mir lasse. Aber das wollte sie dann wieder nicht und es tut er sogar ein wenig leid, ja ja. Und ich glaube das dann wieder und von meinem anfänglichen Hass auf sie bleibt rein gar nichts übrig. Oder, eins schon, aber das verdreht sich im Nu in neue Liebe für sie, weil sie einfach so verdammt einzigartig, klug, schön und zu mir kompatibel ist. Denkt zumindest mein Herz. Mein Verstand macht da mal wieder auf Klugchecker und weiß wieder alles viel besser. Natürlich kann das mit uns nie klappen, weil sie sich in der Rolle des Fleischbatzen zu sehr gefällt. Sie will umschwärmt werden und nimmt dann auch schön den Nächstbesten und hat mit ihm eine Beziehung, oh, sie nennt dann das ein Verhältnis. Ja ja, den Unterschied hat sie mir genau erklärt. Genau wie damals, am Bergsee, wo wir über Schicksal (sie) und über den Zufall (ich) sprachen. Als ich sie dann küssen wollte und sie in ihre Tasche griff, hatte ich die Hoffnung, sie würde noch schnell ein Smind einwerfen, aber nein, sie holte nur noch ein paar Karotten raus, die konnten wir dann essen. Da saß ich dann da mit einer Karotte in der Hand, schaute auf den dunkelgrünen Bergsee mit seinen angekackten Enten und fühlte mich wie die Homoschwuchtel Bugsbunny. Dann, bei der Heimfahrt (sie fuhr -- großer Fehler -- Du musst die Zügel in der Hand haben), meinte sie, dass sie zum nächsten Festival fahren würde und ihr Ex-Freund (der, der sie stets als eine Trouphäe bezeichnete und wie Scheiße behandelte) sei auch dort. Und ja, sie würden gemeinsam hinfahren. Und mich durchfährt ein Stich, will nur noch Heulen und Weinen und aus dem Auto springen und mit der Vorstellung sterben, dass sie mich von den Steinen runterkratzt, an denen ich zerschelle und mir mein Hirn rausfetzt (wir fuhren gerade auf der Alpenstraße von I. nach R.). WTF meinte ich zu ihr dann, warum denn mit ihm, wo er dir so weh tat. Ja ja, meinte sie lapidar, sie komme einfach nicht von ihm weg. Ja ja, denke ich nur, Du unwiderstehlicher Batzen Fleisch, Du verdammt einzigartiges Mädchen, Du. Und du, du, du, du, ging's mir durch den Kopf, denn an jemand anderen konnte ich schon seit Monaten nicht mehr denken.




 
Autorin: Nina, 18, weiblich.

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